Broschüre "Lymphome"
Ausführliche Informationen über Diagnose, Therapie und Nachsorge von Lymphomen erhalten Sie in der Krebshilfe-Broschüre "Lymphome".
Das Lymphsystem ist ein Teil des Immunsystems des Körpers, das eine Schlüsselrolle bei der Abwehr von Infektionen sowie anderen Erkrankungen (auch Krebs) spielt. Es ist ein Kreislaufsystem, das eine Flüssigkeit, die als Lymphe bezeichnet wird, enthält. Aufgabe dieses Systems sind der Transport von Substanzen wie Proteinen, Nährstoffen, Abfallprodukten und auch Zellen (Lymphozyten) durch den Körper.
Lymphom im weitesten Sinn bedeutet eine Vergrößerung eines oder mehrerer Lymphknoten. Diese Vergrößerung kann auf Infektionen oder aber auf bösartige Prozesse in den Lymphknoten hinweisen. Diese Prozesse betreffen vornehmlich die Lymphozyten.
Geraten die körpereigenen Regulationsmechanismen der Lymphozyten außer Kontrolle, d.h. wachsen und vermehren sie sich unkontrolliert bzw. sterben sie nicht zu der Zeit oder in der Form ab wie beim Gesunden, führt dies ebenfalls zu einer Lymphknotenschwellung, zum Beispiel im Halsbereich oder unter den Achseln. Solche Ansammlungen krankhaft veränderter Lymphozyten werden dann als Lymphome im engeren Sinn bezeichnet.
Maligne Lymphome werden in zwei große Gruppen geteilt:
Hodgkin-Lymphome
Diese wurden 1832 vom englischen Arzt Thomas Hodgkin erstmals beschrieben. Sie zeichnen sich durch das Auftreten charakteristischer Riesenzellen, der sogenannten Reed-Sternberg Zellen, aus.
Non Hodgkin-Lymphome (NHL)
Bösartige Lymphome, bei denen die obengenannten, charakteristischen Zellen nicht auftreten, werden als Gruppe der Non-Hodgkin-Lymphome zusammengefasst.
Von der Art der betroffenen Lymphozyten kann auch eine Einteilung in B-Zell- und T-Zell-Lymphome erfolgen. Lymphozyten unterscheiden sich in der Art ihrer Aufgaben, wobei die B-Zellen vornehmlich Antikörper produzieren, während die T-Zellen vornehmlich regulatorisch im Immunsystem oder direkt zytotoxisch (Killer-T-Zellen) auf Zielzellen (Tumorzellen) wirksam sind. Die Mehrzahl der Lymphomerkrankungen betrifft B-Zellen und sind Non Hodgkin-Lymphome.
Die Ursachen, an NHL zu erkranken, sind nicht bekannt. Allerdings gibt es gewisse Risiken, wie bestehende HIV- oder bestimmte andere Virusinfektionen, die das Auftreten von NHL begünstigen. Auch chemische Substanzen und genetische Faktoren werden in Zusammenhang gebracht.
Das NHL kann bei Menschen aller Altersstufen auftreten, kommt aber häufiger bei älteren Menschen vor (Durchschnittsalter bei der Diagnose: 65 Jahre). Zwar kann die Krankheit bei beiden Geschlechtern auftreten, doch ist die Wahrscheinlichkeit bei Männern höher.
Oft treten bei NHL zu Beginn keine spezifischen Symptome auf und es wird zufällig bei einer ärztlichen Untersuchung entdeckt.
Das häufigste Symptom bei NHL ist eine schmerzlose, bestehen bleibende oder stetig wachsende Lymphknotenschwellung, meist im Hals-, Achsel- oder Leistenbereich (nicht jede Lymphknotenschwellung muss jedoch automatisch ein Lymphom sein, in den meisten Fällen handelt es sich um eine allgemeine Infektion). Deshalb ist besonders auf das begleitende Auftreten anderer, charakteristischer Symptome zu achten. Dazu zählen vor allem Nachtschweiß, regelmäßig wiederkehrendes Fieber und unerklärlicher Gewichtsverlust (mehr als 10% in 6 Monaten), extreme Müdigkeit, Atemnot oder Husten sowie hartnäckiger, am ganzen Körper auftretender Juckreiz.
Bei näherer Untersuchung können Veränderungen des Blutbildes wie Anämie (Verringerung der Zahl roter Blutzellen), Verringerung der
Anzahl weißer Blutkörperchen mit erhöhter Infektanfälligkeit oder eine verringerte Anzahl von Blutplättchen mit einer Häufung von Blutergüssen bzw. erhöhte Blutungsneigung ein Hinweis darauf sein, dass das Lymphom das Zentrum der Blutbildung, das Knochenmark, befallen hat.
Eine Erstdiagnose erfolgt normalerweise auf Grundlage der Histologie einer Biopsie (Gewebeprobe), die aus einer Biopsie entnommen wurde.
Je nachdem, wo sich das Lymphom befindet, kann es auch notwendig sein, zusätzlich zur Probe aus einem Lymphknoten auch aus anderen Geweben eine Probe zu entnehmen, in vielen Fällen z.B. aus dem Knochenmark (= Knochenmarksbiopsie).
Auch werden im Zuge der Diagnosestellung verschiedene Blutuntersuchungen vorgenommen, um den allgemeinen Gesundheitszustand und weitere Hinweise auf das Vorhandensein eines Lymphoms abzuklären.
Die jeweils gewählte Behandlung ist spezifisch auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt und hängt von einer Reihe von Faktoren ab, von der Art und vom Stadium der Erkrankung sowie etwa vom Auftreten von Symptomen und dem Allgemeinzustand des Patienten. Als Therapiemöglichkeiten kommen Chemotherapie, Strahlentherapie, Antikörpertherapie und neuerding auch zielgerichtete Therapien in Frage. Eine Stammzelltransplantation wird bei speziellen Lymphom-Formen eingesetzt. Dies gilt auch bei Auftreten eines Rückfalls (Rezidiv).
"Watch and Wait"
Die Strategie des beobachtenden Abwartens kommt vor allem bei Patienten in Betracht, bei denen eine stabile Erkrankung vorliegt. Solange es diesen Patienten gut geht, keine rasch zunehmenden Lymphknotenschwellungen auftreten und keine Anzeichen dafür vorliegen, dass das Lymphom die Funktion eines wichtigen Organs beeinträchtigt, kann der Verlauf vorerst nur beobachtet und kontrolliert werden. Bei Fortschreiten der Erkrankung wird eine der oben genannten Therapienformen eingesetzt.
Den genauen Zeitpunkt der Kontrolluntersuchungen nach abgelaufener Therapie bestimmt der Arzt aufgrund des individuellen Krankheitsbildes.